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Bilder von Sylviane Strasser-Figini
Kleinformatige Skulpturen von Carmen Beldi
Mit den beiden Mädels verbindet mich eine langjährige Bekanntschaft, deshalb
wurde mir wahrscheinlich die Aufgabe übertragen, ein paar Worte zur
Ausstellungseröffnung zu sagen.
Richtigerweise stelle ich aber einen Satz zur Galerie an den Anfang:
Die ALPHAarte Gallery stellt grundsätzlich zeitgenössische Kunst aus. Die
Galeristin Anna Sebelka-Oetiker möchte eine breite Palette von Werken Aargauer-,
Schweizer- und internationaler Künstler zeigen und deren Werke einem ebenso
breiten Publikum zugänglich machen.
So gibt zum Beispiel heute Carmen Beldi ihr Debut mit ihren kleinformatigen
Skulpturen und Objekten. Die Gegenstände oder das Rohmaterial zu ihrer Arbeit
sind vielfach Fundstücke irgendwo entdeckt und aufgelesen, ein andermal aus
reinem Interesse für den Gegenstand nach Hause transportiert. Bis zur weiteren
Verwendung wirkt dann das richtige Leben auf die Künstlerin ein, und nach der
Montage der Objekte und Skulpturen erspührt der Betrachter etwas von dem, was
die Schöpferin gedacht, gefühlt oder gesehen haben mag. Entstanden sind dann aus
diesen „objets trouvés“ sehr persönliche Aussagen zum Stand der Dinge im
allgemeinen und im Leben der Carmen Beldi im besonderen.
Es gibt zwei Ängste, die selbst vielen professionellen Kunstschaffenden
ordentlich Kopfzerbrechen bereiten: da ist zum einen die Angst vor dem leeren
Blatt, zum andern die Angst vor Farben. Es ist nämlich jedes Mal ein Wagnis, ein
Bild zu beginnen. Zuerst erfolgt eine Art Defloration des Malgrundes, ein
Eindringen in die respekterheischende Leere der Blätter. Diese Hemmung wird auch
Sylviane Strasser-Figini empfinden, wenn sie mit der Arbeit beginnt, wenn sich
Intellekt und Sinnlichkeit mit „Zuwenig“ und „Zuviel“ noch heftig streiten.
Dann aber beginnt die Malerei „aus dem Bauch“. Jetzt erfolgt die weitere
Bearbeitung in Stimmungsschüben, mal tastend dann wieder rational, mal zögernd
oder spontan, nüchtern, heftig, traurig, keck, unanständig, überschwänglich,
überfallmässig, irrational, immer aber stimmungsgeladen „bis zum Dach“.
Als ich vor drei Jahrzehnten zum ersten Mal Bilder von Sylviane gesehen habe,
fiel mir sofort auf: hier ist eine Malerin am Werk, die ein ungetrübtes
Verhältnis zur Farbe haben muss. Dieser Eindruck hat sich in den folgenden
Jahren immer wieder bestätigt, mag man jetzt die Werke der „art brut“ oder dem
Expressionismus (oder was auch immer) zuordnen.
Bei Arbeiten von Sylviane Strasser-Figini, seien sie nun lustvoll fabuliert oder
schmerzlich erlebt, empfinde ich Sinnlichkeit pur! Zuerst aber und immer wieder
denke ich: es leben die Farben!